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Nachrichten von der Verbandsvertretung: Evangelische Kirche stößt großes Neubau-Projekt an

„Was ist denn ein Glaubensbekenntnis?“ Über diese Frage von Schülerinnen und Schülern einer Oberstufe und über andere Schwierigkeiten, mit jungen Menschen über den Glauben zu reden, predigten die Pfarrer Hans-Martin Brandt-von Bülow und Jost Klausmeier-Saß im Gottesdienst zum Auftakt der Verbandsvertretung des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region (EKV) in der Kartäuserkirche. Klausmeier-Saß arbeitet als Pfarrer unter anderem an einem Gymnasialzweig in einem Berufskolleg. Er warnte vor der Konfessionslosigkeit, die in vielen Landstrichen im Osten Deutschlands schon weit verbreitet ist. „Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland übernimmt Kindergärten, um bei den Kindern ein religiöses Fundament zu legen“, berichtete er von einem Besuch. „Unser Problem ist: Wir sind nicht mehr glaubhaft verstehbar“, ergänzte Brand-von Bülow: „Das Reich Gottes hängt nicht an den Kirchensteuerzahlern, sondern an denen, die auskunftsfähig sind.“ „Im Grunde“, fuhr er fort, „sind wir realistische Fantasten. Unser Tun ist nicht auf das Machbare beschränkt. Mit Jesus Christus im Herzen können wir den Grund unserer Hoffnung benennen. Und wir haben im Herzen eine Haltung der hoffnungsvollen Liebe zu den Menschen.“ So nannte er den Eckpfeiler für das Christsein in der heutigen Welt.

Gottesdienst in der Kartäuserkirche zur Eröffnung der Verbandsvertretung im Sommer 2018

 

Evangelische Beratungsstelle als Dienst am Nächsten
Eine praktische Umsetzung der christlichen Nächstenliebe stellte nach dem Abendmahlsgottesdienst Dr. Juliane Arnold, Leiterin der Evangelischen Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, in einem Kurzvortrag über die Arbeit ihrer Einrichtung vor. Die Beratungsstelle ist eine Einrichtung des EKV. Im vergangenen Jahr wurden an den drei Standorten in Köln, Frechen und Bensberg 2.550 „Fälle“ mit 4.688 beteiligten Personen beraten. Das Spektrum dieser Arbeit reicht unter anderem von der Beratung bei Trennungen von Ehepaaren über die Erziehungsberatung bis hin zur Schwangerschaftskonfliktberatung. „In Köln werden mittlerweile 50 Prozent aller Ehen geschieden“, berichtete Arnold. Die Evangelische Beratungsstelle kooperiert mit zahlreichen Kindertagesstätten der Gemeinden im Gebiet des Evangelischen Kirchenverbandes. An Elternabenden werden hier zum Beispiel Erziehungstipps gegeben. Außerdem werden Betreuerinnen, Betreuer, Kinder und Jugendliche in der Prävention von sexuellem Missbrauch geschult. „Unsere finanzielle Situation ist stabil“, erklärte Arnold. Die Arbeit der Beratungsstelle wird vom Land, von den Kommunen und vom Evangelischen Kirchenverband getragen. „Wir wollen Menschen befähigen, sich zurechtzufinden in einer immer komplexeren Welt“, beendete Dr. Juliane Arnold ihre Ausführungen.

Dr. Juliane Arnold
Dr. Juliane Arnold stellt die Evangelische Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene vor

 

„Campus Kartause“ in der Kölner Südstadt
Mitglieder des EKV-Vorstandes und Mitarbeiter der Antoniter Siedlungsgesellschaft mbH (ASG) im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region stellten den Vertreterinnen und Vertretern der Verbandsvertretung ein neues Bauprojekt mit dem Arbeitstitel „Campus Kartause“ vor. Das Gelände am Kartäuserwall 24b in der Kölner Südstadt, das im Besitz des Kirchenverbandes ist, soll damit in Zukunft noch besser genutzt werden. Bislang sind dort die Melanchthon-Akademie, das Evangelische Jugendpfarramt und die Evangelische Familienbildungsstätte Köln in einem Gebäude aus den 60er Jahren untergebracht. Ansonsten wird das Areal als Parkplatz genutzt, daneben befindet sich eine Grünfläche. Das Gebäude für die drei Einrichtungen weist inzwischen große Mängel auf. „Vor allem ist es nicht barrierefrei. Außer dem Erdgeschoss sind die drei weiteren Stockwerke nur über Treppen erreichbar. Das ist für die langfristige Bildungsarbeit keine gute Startvoraussetzung, denn in zehn oder 20 Jahren wird man nicht mehr im Bildungsangebot der Region bestehen können, wenn man nicht barrierefrei zugänglich ist. Insofern wird der EKV hier aktiv werden müssen, wenn er die Bildungsarbeit langfristig mit Niveau und Akzeptanz betreiben will“, referierte Dr. Bernhard Seiger, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Süd und Mitglied des Neubauplanungsausschusses, der für das Bauprojekt eingerichtet wurde.

„Außerdem besteht kein Versammlungssaal für größere Veranstaltungen und für Vorträge mit breiter Wirkung“, fuhr Seiger fort und warf einen Blick in die Zukunft: „Im Rahmen des städteplanerischen Entwurfs könnten drei Gebäude entstehen. Eines davon für das ‚Haus der Bildung‘, eines für sozialen Wohnungsbau direkt an der Straße Kartäuserwall und ein drittes Gebäude, dessen Nutzung noch diskutiert werden kann“, führte Seiger weiter aus. Man würde so die heute nur teilweise genutzte Fläche zum Wohl der Allgemeinheit optimal nutzen und damit auch dem öffentlichen Auftrag dienen. Architekt Michael Kress von der ASG begleitet das Projekt ebenfalls als Mitglied des Neubauausschusses. Er erläuterte an Hand von Zeichnungen die möglichen Gebäudeteile, die am Kartäuserwall entstehen könnten. Ziel der Vorträge war es, den Verbandsvertreterinnen und Verbandsvertretern das Projekt vorzustellen und den Diskurs darüber zu führen. „Entscheidungen über die Realisierung können hier im Gremium dann getroffen werden, wenn die Eckpunkte klarer sind, und wir nach dem Architektenwettbewerb wissen, was genau gebaut werden soll, was es kostet und einbringt und wie es finanziert werden kann“, schloss Seiger. Ein Architektenwettbewerb könnte Anfang des nächsten Jahres ausgelobt werden, wenn die Verbandsvertretung dies auf ihrer Sitzung im November beschließt.

Areal am Kartäuserwall
Ein großes Areal am Kartäuserwall wird zurzeit als Parkplatz genutzt

 

Neue Modelle für die Zukunft der Diakonie
„Die Kirche hat den Auftrag zur Diakonie“, zitierte Markus Zimmermann aus dem Artikel 1 der Kirchenordnung. Zimmermann ist Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Nord und als Stellvertretender Stadtsuperintendent zuständig für das Diakonische Werk Köln und Region. „Wie aber ist die professionelle diakonische Arbeit im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region dauerhaft gewährleistet angesichts steigender Kosten und der Komplexität der Aufgabe?“ fragte Zimmermann schon in der Vorlage zu seinem Bericht. Auf Grund dieser Herausforderungen denke man im Fachausschuss des Diakonischen Werkes (DW) schon seit Jahren über ein zukunftsfähiges Konzept für die Diakonie in Köln und Region nach. „Die Situation des DW ist seit langem schwierig, finanziell insbesondere aufgrund der Lohnkostensteigerungen und fachlich aufgrund der verfasst-kirchlichen Entscheidungsstrukturen“, sagte Zimmermann. Seit Jahren habe man zur Deckung der Kosten der diakonischen Arbeit Geld aus den Rücklagen eingesetzt. Außerdem sei es nötig, die Entscheidungswege zu verkürzen, um schneller reagieren zu können.

Das Gebäude des Diakonischen Werkes Köln und Region

Bereits 2015 hatte der Vorstand des EKV auf Bitte des Fachausschusses DW einen Arbeitskreis gebildet. Dieser hatte den Auftrag, auch mit Hilfe von externen Beratern, nach mittel- und langfristigen Lösungen zu suchen. Die Ergebnisse dieses Arbeitskreises wurden in der Arbeitsgruppe „Zukunftsorientierte Struktur des Verbandes“ weiter bearbeitet. Auf einer Klausurtagung des Vorstandes im April 2018 stellte die Arbeitsgruppe „Struktur“ mehrere Modelle für eine mögliche neue Struktur des DW vor, die im Anschluss ausführlich analysiert und diskutiert wurden. Von fünf möglichen Rechtsformen für das DW wurden zwei favorisiert. Dabei handelt es sich zum einen um die Gründung eines Eigenbetriebs unter dem Dach der verfassten Kirche und zum anderen um das Zusammengehen mit einem anderen diakonischen Träger. „Der Vorstand tendiert als Ergebnis seiner Überlegungen mit großer Mehrheit für die weitere Prüfung des Zusammengehens des Diakonischen Werkes mit der Diakonie Michaelshoven als möglichem Partner“, fasste Zimmermann das Ergebnis der Beratungen und der Klausurtagung zusammen.

„Das ist ein kirchlicher Träger mit evangelischem Selbstverständnis“, stellte der Superintendent die Einrichtung im Kölner Süden vor, die rund 2.000 Mitarbeitende beschäftigt und ein „großer Player im sozialen Bereich“ ist. Erste Vorgespräche in Michaelshoven hätten gezeigt, dass dort Interesse besteht. Es gebe die Zusage, dass bei diesem Szenario die DW-Mitarbeitenden ihre Arbeitsplätze behalten und sie wie bisher nach Tarif bezahlt würden, berichtete Zimmermann. In weiteren Gesprächen werden mögliche strukturelle Szenarien erörtert. Im Anschluss an den Vortrag von Superintendent Zimmermann diskutierten die Vertreterinnen und Vertreter der Verbandsvertretung ausführlich über die Vorschläge. Wichtig war vielen Rednerinnen und Rednern, dass der Evangelische Kirchenverband Köln und Region auch in Zukunft die diakonische Arbeit mitgestaltet. Markus Zimmermann betonte, dass die Entscheidung über die Zukunft des Diakonischen Werkes Köln und Region nur von den Vertreterinnen und Vertretern der Verbandsvertretung bestimmt werden kann.

Bis in den Nachmittag tagten die Mitglieder der Verbandsvertretung

 

Personalia:
Für die neue Amtsperiode des Stiftungsrates der Gemeinschaftsstiftung Diakonie bestimmte die Verbandsvertretung die folgenden Personen: Stadtsuperintendent Rolf Domning, Kirchenkreis Köln-Mitte, Dr. Ulrich Gröschel, ehemaliger Vorstand Sparkasse KölnBonn, Rechtsanwältin Hella Juliane Plewe, Synodale Kirchenkreis Köln-Mitte, Superintendent Dr. Bernhard Seiger, Kirchenkreis Köln-Süd, Superintendentin Andrea Vogel, Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch, Rechtsanwalt Dr. Udo Völlings, Kanzlei Hecker-Huth-Himmelreich, und Superintendent Markus Zimmermann, Kirchenkreis Köln-Nord.

Ralph Knapp, neuer Assessor im Kreissynodalvorstand Köln-Rechtsrheinisch und Pfarrer in Delling, wurde von der Verbandsvertretung zum Mitglied im Fachausschuss Melanchthon-Akademie gewählt.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann, Sammy Wintersohl

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