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„Es kann nicht zu viel Bildung geben“: Grundsteinlegung für den Campus Kartause

„Die beste Form der Nachhaltigkeit ist die Schönheit.“ Stadtsuperintendent Bernhard Seiger hat den Architekten Kaspar Kraemer bei der Grundsteinlegung für den Campus Kartause zitiert. In Kraemers Büro ist der Campus geplant worden. Am Kartäuserwall sollen ab Ende 2026 die Melanchthon-Akademie, die Evangelische Familienbildungsstätte, das Evangelische Jugendreferat, das Schulreferat, das Pfarramt für Berufskollegs und ein Teil der Verwaltung der linksrheinischen Kirchenkreise ein neues Zuhause finden.

Darüber hinaus sind Wohnungen und ein Studierendenwohnheim geplant. Auch eine evangelische Kommunität wird einziehen. „Bildung war von Anfang die Wurzel der Reformation. Es kann nicht zu viel Bildung geben. Und sie sollte so vielen Menschen wie möglich zugänglich sein“, erklärte Seiger. „Und sie sollte lebenslang erfolgen. Das geschieht mit unserem Bildungscampus.“

Zentrale Bildungseinrichtungen des Evangelischen Kirchenverbands

Die zentralen Bildungseinrichtungen des Evangelischen Kirchenverbands werden am Kartäuserwall gebündelt. 50 Prozent der Wohnfläche des Campusgeländes ist öffentlich gefördert. Angesichts von Kirchenschließungen und Rückgang der Mitgliederzahlen nannte Seiger den Neubau „antizyklisch“: „Warum tun wir das? Weil wir an die Zukunft glauben. An die Zukunft unserer Arbeit, an die Menschen, die hier leben, lernen und arbeiten und an die Zukunft unserer Kirche.“

Große Unterstützung für integratives Konzept

Der Stadtsuperintendent bedankte sich ausdrücklich bei Politik und Verwaltung: „Wir haben von Anfang an in der Kölner Politik, bei allen Fraktionen große Unterstützung für unser integratives Konzept gefunden. Ich möchte an dieser Stelle meinen Dank für die politische Unterstützung und die verbindliche, hochkompetente und zielgerichtete Begleitung der Kölner Stadtverwaltung aussprechen. Es ist vieles kompliziert, die Zahl der notwendigen Gutachten ist erschreckend, die formalen Vorschriften erdrücken Investoren und hemmen auch sinnvolle Entwicklungen. Wir haben zu definitiv viele Regelwerke. Aber dafür können die einzelnen Mitarbeiter der Stadtverwaltung nichts.“

Auch an die Anwohner richtete sich der Stadtsuperintendent: „Wir bemühen uns alle nach Kräften, die Belastungen so gering wie möglich zu halten. Wir stehen im engen Kontakt mit unseren Nachbarn, suchen jeweils zeitnah Lösungen und danken für das Verständnis. Wir denken, die beste Beschränkung der Belastung ist es, so schnell zu bauen, wie es möglich ist, und damit schnell fertig zu werden: Und dann hier in Ruhe und mit Dankbarkeit einen Cappuccino im Schatten des Campanille und am römischen Brunnen zusammen zu trinken.“

Glocken läuteten einträchtig

Ein Drehbuchautor hätte es sich nicht besser ausdenken können. Während der Feier der Grundsteinlegung für den Campus Kartause läuteten einträchtig die Glocken von St. Severin und der evangelischen Kartäuserkirche. Und Stadtsuperintendent Bernhard Seiger wandte sich an den Stadtdechanten Robert Kleine mit den Worten: „Ein besseres Zeichen dafür, dass dies ein Ort der Ökumene wird, kann es nicht geben.“

Kaspar Kraemer wies darauf hin, dass sich der Bau sehr gut in die Nachbarbebauung einfüge: „Mit der Grundstruktur des Arkadenhofs, akzentuiert durch den Kampanile, soll der Campus Kartause im Sinne der baulichen Tradition der kirchlichen Orden sowie der Glaubens- und Bildungsidee des Protestantismus ein sichtbares Zeichen des Anknüpfens an diese Tradition setzen. Möge der Campus Kartause zu einem attraktiven, signifikanten Zentrum gelebter Religiosität und Bildung, des friedlichen Zusammenlebens und Miteinanders sowie bereichernder Veranstaltungen im Kontext des Kartäuser-Kirchengeländes der Kölner Südstadt sowie der ganzen Stadt Köln werden.“

Komplexität des Planungsverfahrens

Der Architekt war beeindruckt vom Baufortschritt: „Feiert die Einweihung die gelungene Fertigstellung, die Vollendung des Bauwerks, würdigt das Richtfest sein In-die-Welt-Treten in ablesbarer Gestalt, seine körperliche und räumliche Erscheinung sowie den Übergang vom Rohbau zum Ausbau, so symbolisiert die heutige Setzung des Grundsteins den Beginn des Bauens, der in unserem Fall bereits etwas länger zurückliegt und dessen schnelles und professionelles Fortschreiten wir heute bereits staunend und bewundernd wahrnehmen können.“

Er erinnerte an die Komplexität des Planungsverfahrens. „Gegensätzliche Interessen und Anforderungen müssen in Einklang gebracht werden. Ein komplizierter Prozess, der Dialogfähigkeit, konstruktive Auseinandersetzung und partnerschaftliche Zusammenarbeit aller Beteiligten verlangt. Die Grundsteinlegung symbolisiert, dass dieser Prozess funktioniert hat.“

Gudrun Gotthardt, Leitende Landeskirchenbaudirektorin der Evangelischen Kirche im Rheinland, würdigte den „Mut zur Zukunft“, den das Kölner Projekt symbolisiere. „Ich spreche von Mut, nicht von Leichtsein. Dieser Neubau ist wohldurchdacht und zeigt das integrierte Bildungsverständnis unserer Kirche. Wir werden kleiner. Aber das Verbleibende soll von hoher Qualität sein.“

Ein Ort der Bildung, der Kultur und der sozialen Begegnung

Bürgermeister Ralph Elster bedankte sich bei Seiger „für das besondere Engagement für die Stadt“. Er lobte die Kirche, die mit dem hohen Anteil an gefördertem Wohnraum soziale Verantwortung übernehme. Der Campus Kartause werde ein Ort der Bildung, der Kultur und der sozialen Begegnung sein. Und mit dem „Raum der Stille“ werde auch ein Ort der Kontemplation zur Verfügung gestellt.

Bezirksbürgermeister Andreas Hupke sprach von einem „spirituellen und kulturellen Leuchtturmprojekt“. Bisher verlaufen die Bauarbeiten nach Plan. Im kommenden Herbst soll Richtfest gefeiert werden, im Herbst 2026 die Inbetriebnahme. Man rechnet mit Baukosten in Höhe von 65 Millionen Euro. Und bei so viel Lob wollte sich auch der zuletzt kriselnde FC nicht lumpen lassen. Seiger steckte auch eine Ausgabe des Kölner Stadt-Anzeigers in die Grundsteinkapsel: „Mit einem 3-zu-0-Sieg des FC gegen Kiel“, merkte er an.

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Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann

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